Page 12 - Sterilherstellung in der pharmazeutischen Industrie | Leseprobe
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9.2    Wahl des Sterilisationsverfahrens: Welche Pro-               Betastrahlen
                                                                                       – Sterilisation
                                                                                       Sterilisation
                          dukte können mithilfe von Strahlen sterilisiert              – Betastrahlen
                          werden?

                   Steht das Design eines neuen, zu sterilisierenden Produkts an, ist zunächst zu
                   klären, ob das Verfahren der Strahlensterilisation Anwendung finden kann. Glei-  Strahlensterilisation
                   ches gilt für einen Wechsel von einem anderen, etablierten Sterilisationsverfah-
                   ren zur Strahlensterilisation. Bei der Beurteilung spielen z. B. die verwendeten
                   Materialien, der konstruktive Aufbau, die Funktionalität, die Verpackung und
                   das Packschema des Produkts eine wichtige Rolle.
                   Grundsätzlich lässt sich sagen: Je einfacher ein Produkt aufgebaut ist, desto
                   erfolgversprechender wird der Validierungsprozess ablaufen, der jeder Sterilisa-  Sterilisation
                   tion vorausgeht.                                                    – Validierungsprozess
                   Als physikalisch wirkendes Verfahren ist die Sterilisation mit Elektronen- oder  Elektronenbestrahlung
                   Gammabestrahlung rückstandsfrei, geschieht ohne nennenswerte Temperatur-  – Sterilisation
                                                                                       Gammabestrahlung
                   erhöhung und ermöglicht die Sterilisation von Produkten in ihrer abgedichteten  Sterilisation
                                                                                       – Gammabestrahlung
                   Endverpackung. Ein weiterer großer Vorteil der Sterilisation mit Strahlen: Die  Sterilisation
                                                                                       – Elektronenbestrahlung
                   Produkte sind nach einem einfachen Freigabeschritt (dosimetrische Freigabe)  Strahlensterilisation
                   unmittelbar nach der Behandlung einsatzfähig – ohne weitere Tests oder Lager-  Freigabe
                                                                                       – dosimetrische
                   und Wartezeiten. Weil das komplette Produkt durchstrahlt wird, empfiehlt sich
                   die Strahlensterilisation auch bei schwierigen Geometrien, wobei der Bestrah-  Strahlensterilisation
                   lung mit Elektronen in Abhängigkeit vom Aufbau und der Dichte des Produkts
                   Grenzen gesetzt sind. Für Produkte, die mikroelektronische Komponenten ent-
                   halten, ist die Sterilisation mit Strahlen hingegen nicht geeignet, da die Elek-
                   tronik zerstört werden würde.
                   Bei Polymeren ist zudem die Beständigkeit gegenüber ionisierenden Strahlen zu  Polymer
                   prüfen, denn als unerwünschte Nebenreaktionen können sich Verfärbungen oder  – Bestrahlungsdosis
                   VeränderungenderMaterialeigenschaftenergeben.Diesistabhängigvonderver-
                   wendeten Bestrahlungsdosis. Die untere Dosisgrenze (Minimaldosis) ergibt sich  Bestrahlungsdosis
                   aus den Anforderungen der Norm. In der DIN EN ISO 11137-2 [2] gilt: Zur Errei-  – Polymer
                                      –6
                   chung eines SAL von 10 und erfolgreicher mikrobiologischer Validierung ist die  Validierung
                   kleinste mögliche Sterilisations-/Mindestdosis gemäß Tabelle 6 der Norm mit
                   11,0kGydefiniert.DiekorrespondierendedurchschnittlicheKeimbelastung(aver-
                   age bioburden) beträgt 0,1 KBE. Bei der Definition zur oberen Dosisgrenze muss  bioburden
                   zwischen Beta- und Gammabestrahlung differenziert werden. Bei der Gammabe-  – average level
                   strahlung kann man mit der Sterilisationsdosis (D ster ) Faktor 2 bei mittleren Pro-  Gammabestrahlung
                   duktdichtenarbeiten.ImFallederElektronenbestrahlungistFaktor3alsAnsatzzu  Elektronenbestrahlung
                   wählen. Einige Kunststoffwerkstoffe lassen sich problemlos bestrahlen, andere  Kunststoffwerkstoff
                   weniger gut, weitere sind ungeeignet, z. B. PTFE und Polyacetal. Die Angaben in  – Bestrahlung
                                                                                       – – Materialveränderung
                   Tab. 1 zeigen Erfahrungswerte zum Verhalten häufig nachgefragter Kunststoffe
                   auf. Genaueren Aufschluss über mögliche dosisabhängige Materialveränderun-
                   gen geben individuelle Materialtests – durch diese kann die maximal akzeptierte  Bestrahlung
                   Dosis für die Bestrahlungsparameter ermittelt werden.               – Materialveränderung
                                                                                       – – Kunststoffwerkstoff



                                                Terminale Sterilisation mittels Bestrahlung  201
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